So denkt die FDP übers Wohnen

„Wenn sie nur beschränkte Mittel zur Verfügung haben, dann müssen sie halt dort hinziehen, wo sie sich eine Wohnung leisten können. Es ist klar, dass nicht jedermann mitten in der Stadt Zürich wohnen kann.“ Das hat FDP-Nationalrätin Regine Sauter am letzten Donnerstag in der Tagesschau gesagt. Sie meint damit, dass die Mietwohnungs-Initiative, welche am 9. Februar zur Abstimmung kommt, Unsinn sei.
Regine Sauter (FDP): Wer sich eine Wohnung nicht leisten kann, soll wegziehen.
Regine Sauter (FDP): Wer sich eine Wohnung nicht leisten kann, soll wegziehen.

Ja na dann, raus mit Euch, liebe Zürcher*innen. Die Taschen der börsenkotierten Immobilienhaie sind noch nicht genug voll und ihr hockt auf ihren Profiten bzw. auf wertvollem Land in günstigen Genossenschaftswohnungen. Zieht aufs Land und füllt dort ihre leeren Wohnungen. Auch auf dem Land brauchen sie ihre Rendite.

 

So verstehe ich die Aussage von Regine Sauter, ihren Kolleg*innen aus der FDP, den Branchenvertreter*innen aus HEV und anderen asozialen Verbänden. Aber ich bin froh, dass sie es gesagt hat. Es demaskiert in einer unglaublichen Klarheit. Gerade letzten Mittwoch ist im Tagesanzeiger ein regionaler Lohnvergleich veröffentlicht worden. Dort werden die Löhne auf die Branchen heruntergebrochen. Somit kann man relativ einfach sagen, wer nach der Meinung der FDP nicht mehr in der Stadt Zürich wohnen soll. Gehen wir mal davon aus, dass maximal ein Drittel des Lohnes für Mieten ausgegeben werden kann: Detailhandel, Gastgewerbe, Handwerk, Tourismus, Gesundheits- und Sozialwesen und solche, die wenig verdienen wohnen also in Zukunft draussen und Mitarbeitende von Banken, Versicherungen, Informatikfirmen und Medizinaltechnik haben genügend Mittel zur Verfügung, um in Zürich zu wohnen.

Diese Haltung ist erschreckend. Sieht denn Frau Sauter nicht, was in Städten wie London, New York und Paris abgeht? Was die Verdrängung für Folgen hat? Bonlieus, die brennen und Schlafstädte, wo sich nur noch Topverdiener*innen eine Wohnung leisten können? Nein, das will ich nicht!

 

Die SP übernimmt in der Stadt Zürich die Verantwortung im Wohnen und der nachhaltige Stadtentwicklung. Wir stehen für die Durchmischung der Stadt. Konkret: Ja, jedermann, aber auch -frau und alle zwischendrin sollen Mitten in der Stadt Zürich wohnen können. Weil das eine lebendige und lebenswerte Stadt ausmacht. Mit preisgünstigen Wohnungen, stadtverträglichem Verkehr, als Stadt der kurzen Wege, mit Arbeitsplätzen für die Zukunft und und… Schlicht eine Stadt für alle! Das haben wir in den letzten 30 Jahre für die Zürcher Bevölkerung aufgebaut – und wollen und werden daran weiter bauen.

 

Bitte, liebe Leser*innen, geht am 9. Februar an die Urne. Denn neben der wichtigen Mietwohnungs-Initiative stimmen wir auch noch gegen den Rosengartentunnel und für das Antidiskriminierungsgesetz ab. Alles sehr wichtig für unsere Vorstellung von einer offenen Gesellschaft und lebenswerten Stadtentwicklung. Gemeinsam können wir diese drei Vorlagen gewinnen.

 

Anmerkung: Dieser Artikel wurde in der P.S. Zeitung vom 17. Januar 2020 publiziert.