Eine ID für alle
Wer in New York weder Aufenthaltsbewilligung, noch andere Papiere hat, muss sich nicht mehr fürchten, wenn er oder sie mit einer offiziellen Stelle zu tun hat – also zum Beispiel von der Polizei kontrolliert wird. So gibt es im Big Apple nämlich seit 2015 eine Identitätskarte für Menschen, die keine Papiere haben, sogenannte Sans-Papiers. Mit dieser ID können sie sich ausweisen und alltägliche Dinge tun, die ohne gültigen Papiere unmöglich sind: ein Badi-Abo lösen, Bücher in der Bibliothek ausleihen, Anzeige erstatten… Viele Sans-Papiers, die unauffällig unter uns leben, müssen sich im Alltag stark einschränken, nur aus Angst, nicht entdeckt zu werden – und das, obwohl sie ebenso einer Arbeit nachgehen und in unseren Quartieren leben, wie wir alle.
Nun auch in Zürich?
Auch in Zürich leben Sans-Papiers. Vielfach gehen sie Niedriglohnarbeiten nach als Reinigungskräfte, im Bau, Gastgewerbe oder auf dem Bauernhof. Rund 14’000 von ihnen sollen in der Stadt Zürich leben – etwa halb so viele Menschen, wie Schwamendingen Einwohner hat. So erstaunt es nicht, dass auch bei uns die Forderung auftaucht, eine Stadt-ID für Sans-Papiers in Zürich einzuführen. Es gibt verschiedene Gruppen, wie die Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich oder die Shedhalle, die sich dafür einsetzen. Ein Hindernis könnte allerdings der Bund sein. Dieser hat strenge Richtlinien, was die Regularisierung von Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung betrifft. Nicht selten droht eine Ausschaffung, für Menschen, die fast ihr ganzes Leben in der Schweiz verbracht haben.
Kleine Schritte in Genf
Doch allen Hindernissen zum Trotz, gibt es auch immer wieder erfreuliche Neuigkeiten: So geht der Kanton Genf mit gutem Beispiel voran. Mit der sogenannten «Operation Papyrus» verschafften die Behörden gut 600 Sans-Papiers einen regulären Status. Dies ist immerhin ein kleiner Anfang. Es bleibt die Hoffnung, dass der politische Wille in der Stadt Zürich weiterhin besteht, um allen Menschen gültige Papiere zu beschaffen, die sie verdienen.