Die Volksschule entwickelt sich weiter

Alles fliesst und verändert sich, das wussten bereits die alten Griechen. Besonders gilt das für die Menschen und die Art und Weise, wie sie zusammenleben. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch selbstverständlich, dass der Mann arbeitet, während die Frau zu Hause für die Kinder sorgt. Dem ist heute nicht mehr so. In immer mehr Familien arbeiten beide Elternteile zumindest Teilzeit.
Bild: Stadt Zürich
Bild: Stadt Zürich

Diesen Trend spürt auch die Volksschule. Denn wenn beide Eltern arbeiten, sind sie darauf angewiesen, dass ihre Kinder über Mittag betreut werden. Der Anteil der SchülerInnen, die über Mittag ein schulisches Betreuungsangebot in Anspruch nehmen, hat sich deshalb in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Bald werden 70 Prozent aller Kinder in der Volksschule in der Betreuung sein. Diese Entwicklung stellt die Schule vor Herausforderungen. Aber sie bietet auch Chancen.

 

Projekt Tagesschule 2025

Die Schule von heute ist immer noch darauf ausgerichtet, dass die meisten Kinder über Mittag nach Hause gehen und nach den Nachmittagslektionen jemand zu Hause ist, der ihnen bei den Hausaufgaben helfen kann.

Da dies bei vielen Kindern aber nicht mehr der Fall ist, bieten die Schulen eine zusätzliche Betreuung von 7 bis 18 Uhr an. Zwei Motionen im Gemeinderat von SP und FDP aus dem Jahr 2012 forderten eine Anpassung dieser Organisation. Daraus entstand das Konzept Tagesschule 2025, welches Betreuung und Schule stärker aufeinander abstimmen will.

Das Konzept sieht vor, dass neu alle SchülerInnen über Mittag in der Schule essen, wenn sie am Nachmittag Unterricht haben, also zwei bis vier Mal pro Woche. Das Angebot ist jedoch nicht zwingend. Die Eltern haben die Möglichkeit, ihr Kind abzumelden. Betreuung und Essen kosten pro Mittag grundsätzlich 6 Franken, können aber bei tiefem Einkommen auf 4.50 Franken reduziert werden. Das ist besonders für Mittel- und Vielverdienende eine Entlastung, da im alten System Familien mit hohem Einkommen bis zu 33 Franken pro Mittag bezahlten.

Neu sind auch die fix eingeplanten Schulstunden, in denen nicht unterrichtet wird, und in denen die Kinder Zeit bekommen, ihre Aufgaben zu lösen.

 

Neue pädagogische Möglichkeiten

Wollen alle Kinder gleichzeitig essen, stellt dies die Schulen vor organisatorische Herausforderungen. So auch die Schule Leutschenbach, welche die Tagesschule 2025 bereits seit 2016 als eine von sechs Pilotschulen testet. Dort essen die Kinder in zwei Schichten: Zuerst haben die KindergärtnerInnen und die SchülerInnen der Unterstufe Mittagspause, dann 80 Minuten später diejenigen der Mittelstufe und der Sek.

Insgesamt dauert die Mittagspause 80 Minuten. In dieser Zeit können die Schülerinnen frei wählen, ob sie zuerst essen oder spielen wollen.

Dabei können sie aus zahlreichen Beschäftigungsangeboten auswählen: sich z.B. in der Turnhalle und auf dem Pausenplatz auspowern, mit ihren FreundInnen Spiele spielen oder sich aber auch in die Bibliothek zurückziehen. Die Lehr- und Betreuungspersonen nutzten diesen neuen pädagogischen Freitraum, um die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen und begleiten zu können.

 

Positive Erfahrungen im Pilot

Besonders diese Angebote werden von den Kindern sehr geschätzt, wie erste Evaluationen zeigen. Sie finden es „cool“, dass sie über Mittag mit ihren „Gspändli“ zusammen sein können.

Auch die Eltern sind überwiegend zufrieden mit der Tagesschule. In einer Umfrage haben über 80 Prozent der Beteiligten das Projekt positiv bewertet und rund zwei Drittel sind der Meinung, dass die Tagesschule die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert. Weniger als zehn Prozent aller Kinder wurden vom Angebot abgemeldet.

Ebenfalls positiv sind die Rückmeldungen der Betreuungs- und Lehrpersonen. Sie schätzen den engeren Austausch untereinander. Ein Problem für sie ist aber die höhere Belastung, die durch den grösseren Betreuungsaufwand entstanden ist. Hier müssen noch Lösungen gefunden werden.

 

Eltern und Kreisschulpflege sagen JA

Der nächste Schritt ist aber die Volksabstimmung vom 10. Juni 2018. Dann entscheiden die Stimmberechtigten der Stadt Zürich, ob sie den Objektkredit von knapp 75 Millionen Franken für die nächste Testphase gutheissen. In dieser sollen weitere 24 Zürcher Schulen am Projekt teilnehmen. In Schwamendingen wären dies die Schule Hirzenbach und die Schule Mattenhof.

Aus Überzeugung und bestärkt durch die positiven Erfahrungen im Leutschenbach empfehlen sowohl die Kreisschulpflege Schwamendingen als Gesamtbehörde als auch das Elternkontaktgremium, welches aus den verschiedenen Elternforen und –räten besteht, die Annahme der Vorlage.