Das Schwamendinger Gewerbe im Fokus

Die SchwaZ im Gespräch mit Renato Mazzucchelli, dem Präsidenten des Gewerbevereines Schwamendingen.

Was zeichnet den Gewerbeverein Schwamendingen (GVS) besonders aus?
Renato Mazzucchelli: Im Gewerbeverein Schwamendingen sind 76 Unternehmen Mitglied. Damit sind wir gut dotiert, auch wenn nur etwa ein Drittel der Mitglieder sich aktiv am Vereinsleben beteiligen. Natürlich wäre es schön, wären noch mehr Mitglieder im Verein auch wirklich aktiv, haben wir doch allgemein einen sehr guten Zusammenhalt. Wir pflegen einen guten Austausch und unser Verein zeigt sich immer wieder von seiner innovativen Seite. Ein Beispiel dafür ist die Weihnachtsbaumaktion auf dem Schwamendingerplatz, die wir lanciert und den wir zusammen mit dem Quartierverein und der Zunft Schwamendingen durchführen. Diese Veranstaltung mit Apéro sorgt im Quartier für viel Freude, genau wie übrigens auch unsere Weihnachtsfensteraktion in der Adventszeit.

 

 

Wo konnte der GVS politisch in letzter Zeit etwas bewirken?
Als die Parkplätze der blauen Zone bei der Altglassammelstelle im Quartierzentrum drohten umgefärbt zu werben, haben wir uns erfolgreich dagegen gewehrt. Zusammen mit den politischen Parteien und dem Quartierverein konnten wir erfolgreich dafür kämpfen, dass die Parkplätze der blauen Zone dort erhalten blieben. Das kommt der ganzen Bevölkerung zugute.

 

 

Wo besteht besonderer Handlungsbedarf im Quartier?
Die hiesigen Läden leiden sehr unter der Konkurrenz aus Oerlikon und vom Glattzentrum. Und wenn das Angebot in Schwamendingen immer kleiner wird, gehen noch mehr Menschen auswärts einkaufen. Ein attraktives Angebot an Läden um den Schwamendingerplatz wäre zentral! Dieser Platz muss auch einladend sein für die Bevölkerung, was durch den dort stattfindenden problematischen Alkoholkonsum leider nicht gefördert wird.

 

In neuen Überbauungen wäre Raum für das Gewerbe wichtig. Das bringt Leben in neue Quartierteile. Hier, in der neuen Vitasana-Überbauung, wurde das gut gemacht, ebenso in der neuen Siedlung im Mattenhof. Was stört, sind Wohnungen, die vor allem in alten Liegenschaften zu Gewerberaum zweckentfremdet wurden. Gäbe es genug bezahlbare Räume auch für das lokale Kleingewerbe, wäre das zu verhindern.

 

In Siedlungen jedoch hat vor allem das produzierende Gewerbe ein Problem. Beziehungsweise oft haben Anwohner ein Problem mit dem damit verbundenen Lärm. Es wäre wichtig, bei der Gebietsplanung auch Flächen zu bezeichnen, wo Arbeitslärm möglich ist.

 

 

Wie steht es um Ausbildungsplätze für Berufslehren in Schwamendingen? Und findet das Gewerbe auch genügend qualifizierte Lernende?
Viele unserer Lernenden kommen aus Schwamendingen und Umgebung. Das wollen wir bewusst so. Kurze Wege machen auch bei Lernenden absolut Sinn! Wie wohl überall hat es bei uns sehr gut qualifizierte Lernende, aber es hat natürlich auch viele mit eher wenig Qualifikationen. Lernende sind unsere Zukunft, ihnen muss man Sorge tragen!

 

 

Gibt es hierfür bestimmte Projekte?
Vor vier Jahren hat der GVS das Projekt «rent a stift» zusammen mit dem Berufsbildungsforum Zürich (bbf) gestartet. Rent a stift soll die Schülerinnen und Schüler auf die Lehrstellensuche vorbereiten. Hierfür referieren je zwei Lernende vor Schulklassen über ihre Erfahrungen, die sie persönlich bei ihren Lehrstellengesprächen gemacht haben, aber auch über ihre Erfahrungen zu Beginn ihrer Lehre. Die referierenden Lernenden werden während eines Coachings vorbereitet. Speziell ist wohl der Umstand, dass sich während diesen Referaten keine Erwachsenen im Schulzimmer aufhalten. So entstehen teilweise belebende Diskussionen auf Augenhöhe. Das Projekt ist sehr erfolgreich – gestartet sind wir mit 12 Klassen, nächstes Jahr könnten schon über 60 Klassen von solchen Lernenden-Paaren besucht werden.